Geschichte Limmers & Ausstellung in der Kirche

Ausstellung in der Kirche

Die stadtteilgeschichtliche Ausstellung auf der Nordempore der St.Nikolai-Kirche öffnete erstmals zum Gemeindefest am 17.06.2005 ihre Pforten. Seitdem können sich geschichts-interessierte Einwohner und Gäste des Stadtteils zweimal monatlich über die mehr als 800-jährige Geschichte Limmers informieren.
Neben einer Dauerausstellung (Zeittafel limmersche Geschichte, Zeittafel zur Geschichte der St.Nikolai-Kirche/ -Gemeinde mit zahlreichen Fotos und Ausstellungsstücken) werden halbjährlich wechselnde Themen präsentiert.

Limmer – ein geschichtlicher Rückblick

Im 12.Jh. Bau der Burg der Grafen von Roden 

1189 Erste gesicherte urkundliche Erwähnung Limmers 
Belagerung der Burg durch die Soldaten Heinrichs VI., dem Sohn von Kaiser Friedrich I. (Barbarossa)

um 1250 Die Grafen von Roden geben die Burg „Limbere“ auf 
Graf Ludolf von Roden siedelt 1258 nach Wunstorf um. Allmählich verfällt die Burg mit ihren Anlagen. Übrig bleibt ein kleines Bauerndorf.

1543 Einführung der Reformation
 
1602 Einweihung der ersten Schule
auf dem Kirchhof.
 
1618-48 Dreißigjähriger Krieg
 
1689 Limmer hat 167 namentlich bekannte Einwohner*innen
 
1717/18 Anlage des Ernst-August-Kanals und der Wasserkunst
Beim Bau des Kanals werden an einem Hügel, dem Wallberg, Grundmauern sowie verschiedene Alltagsgegenstände und Werkzeuge entdeckt, die auf den Standort der Burg „Limbere“ schließen lassen.
 
1718/19 Bau einer Bockwindmühle
links der Straße von Linden nach Limmer. 1784 verlegt man die Windmühle auf einen Hügel am Ende der späteren Straße „Rathswiese“, der noch heute zu erkennen ist. Die Mühle selbst wird 1892 abgebaut und nach Osterwald verkauft, wo sie 1924 einem Sturm zum Opfer fällt.
 
1779 Entdeckung der Schwefelquelle im limmerschen Gehölz
durch den Botaniker Friedrich Erhart. Sie führt 1794 zur Gründung des Limmer-Brunnens mit lebhaftem Badebetrieb.
St.Nikolai 1791-1898
1784-91 Planung und Neubau der St. Nikolaikirche
Baubeginn 1787, Fertigstellung 1789, Einweihung am 09.10.1791. Erst 1795 kommt der etwas abseits stehende Glockenstuhl hinzu.
Glockenstuhl 1795-1898
1808 Großer Brand von Limmer
am 15.06.1808. Die Häuser auf dem Kirchhof dürfen nicht wieder errichtet werden und entstehen an der heutigen Kirchhöfnerstraße neu.
 
1809 Bau eines neuen Schul- und Küsterhauses
an Stelle des heutigen Gemeindehauses (1936 abgerissen).
 
1825 Limmer hat 365 Einwohner*innen
 
1844 Eröffnung des „alten“ limmerschen Friedhofes
an der Harenberger Straße.
 
1867 Limmer hat 938 Einwohner*innen
 
1879 Gründung der Dampfkesselfabrik „Conrad Engelke“
 
1880 Limmer hat 1.905 Einwohner*innen
 
1888 Bau eines neuen Schulgebäudes mit vier Klassen
an der Harenberger Straße (anstelle der heutigen Kindertagesstätte und des Fußballplatzes).
 
1890 Eröffnung der „Schwanenburg“
an der Wunstorfer Straße. Anstelle einer Werft entstand ab 1884 ein „Lustgarten“, der bis 1898 zum „Konzert-Etablissement Schwanenburg“ ausgebaut wird. 1946-1960 Schwanenburg-Lichtspiele    
 
1891 Firma „Stichweh“ verlegt ihr Werk nach Limmer
 
Aufstellung von Gaslaternen in Limmer
 
1892 Aufnahme des Pferdebahnbetriebes
zum Limmer-Brunnen. Limmer erhält damit Anschluss an das aufstrebende hannoversche Straßenbahnnetz.
 
1893 Mit der „Elektrischen“ nach Limmer
Ab dem 15.07.1893 wird die Strecke zum Limmer-Brunnen von der elektrischen Straßenbahn befahren. Bereits 1901 nimmt man die Endstation zur Brunnenstraße zurück, wo sie sich bis zur Verlängerung der Linie 10 nach Ahlem 1994 befindet.
 
1895 Limmer hat 3.084 Einwohner*innen
 
1896 „Sichel-Werke“ nehmen Produktion auf
Verlegung des 1889 gegründeten „Arabinwerkes“ des Kaufmanns Ferdinand Sichel nach Limmer.
 
1897 Eröffnung der „Conti“
Verlegung der 1862 gegründeten „Hannoverschen Gummi-Kamm-Company“ nach Limmer (später „Excelsior“, ab 1927 „Continental“).
St.Nikolai 1899
1898 Um- und Anbauten an der St. Nikolaikirche
Kirchturm, Altarraum und Sakristei entstehen.
St.Nikolai 1900
1900 Einweihung eines neuen Schulgebäudes
mit zwölf Klassenräumen am 23.04.1900 (heute Nebengebäude der GS Kastanienhof, Harenberger Straße 29).
 
1902 Eröffnung des „neuen“ limmerschen Friedhofes
am heutigen Eichenbrink (Einweihung der Kapelle erst 1906)
 
1908/09 Erweiterung der Schule
durch einen Erweiterungsbau mit 14 Klassenräumen und integrierter Turnhalle (heute Hauptgebäude der GS Kastanienhof).
 
1909 Limmer wird Stadtteil von Linden
Am 01.04.1909 erfolgt die Eingemeindung Limmers in die Stadt Linden.
 
Eröffnung der Güterumgehungsbahn
 
1910 Limmer hat 5.778 Einwohner*innen
Inneraum bis 1910
1910 Erneuter Umbau der St. Nikolaikirche
mit Einbau neuer Kirchbänke und einer veränderten Empore, Zentralheizug
St.Nikolai und altes Pfarrhaus vor 1912
1913-17 Bau des Stichkanals
Kanal, Hafenschleuse und Lindener Hafen werden am 18.04.1917 eröffnet. Linden hat nun eine Verbindung zum Mittellandkanal, der 1916 von Minden aus Hannover erreicht hat.
 
1914-18 Erster Weltkrieg
 
1920 Eingemeindung der Stadt Linden nach Hannover
am 01.01.1920 einschließlich der zu Linden gehörenden Stadtteile Badenstedt, Bornum, Davenstedt, Limmer und Ricklingen.
 
1921 Eröffnung des Kinos „Zum Kronprinzen“
im gleichnamigen Hotel und Restaurant an der Wunstorfer Straße / Ecke Große Straße
 
1933 Machtergreifung durch die Nationalsozialisten
 
1939 Limmer hat 7.392 Einwohner*innen
 
1939-45 Zweiter Weltkrieg
 
1943 4. großer Luftangriff englischer Flieger auf Hannover
am 18.10.1943. St. Nikolai wird beschädigt (Fenster, Dach und Turm). Stadtweit sterben 157 Menschen. 7.000 werden obdachlos (beim Angriff am 08./09.10.1943 sind 1.250 Tote und 250.000 Obdachlose zu beklagen).  Die Zerstörungen in Limmer halten sich trotz Industrie in Grenzen. Von 2463 Wohnungen 1939 sind 1945 noch 2152 bewohnbar.
1944-45 Arbeitslager des KZ Neuengamme auf dem Conti-Gelände
für Zwangsarbeiterinnen (u.a. aus Frankreich, Polen und der Sowjetunion). Mit Räumung am 06.04.1945 werden rund 1000 marschfähige Häftlinge zu Fuß ins KZ-Bergen-Belsen getrieben. Während das Schicksal vieler ungeklärt bleibt, werden die Überlebenden dort am 15.04.1945 befreit.
 
1945 Einmarsch alliierter Truppen in Hannover
am 10.04.1945 u.a. über die Harenberger Straße, Limmerstraße.
 
1949 Gründung der Bundesrepublik Deutschland
am 07.09. Hannover wird Hauptstadt des Bundeslandes Niedersachsen.
 
1950 Limmer hat 9.914 Einwohner*innen
nach dem Zuzug zahlreicher Geflüchteter und Vertriebener. Im Süden wird das in den 30er Jahren begonnenen Neubaugebiet zwischen Zimmermannstraße, Fösse und Lindener Hafen erweitert (u.a. durch Genossenschaftswohnungen).
 
1957 Eröffnung des modernisierten Fössebades
 
1961 Limmer hat 8.169 Einwohner*innen
 
Ende des Badebetriebs im Limmer-Brunnen
 
1962 Einweihung des Schulzentrums Fössefeld
der heutgen GS Albert-Schweizer an der Liepmannstraße
1967 Eröffnung der Pädagogischen Hochschule für Gewerbelehre
an der Wunstorfer Straße (später Universität, ab 2016 Gymnasium)
 
1976 Gaststätte Limmerbrunnen abgebrannt
am 22./23.08., Abriss von Gast-, Logier- und Badehaus bis 1980. Heute Parkanlage.
 
1987 Einweihung des Denkmals für Zwangsarbeiterinnen
im Arbeitslager Limmer des KZ Neuengamme am Stockartweg. Seit 2008 setzt sich der AK „Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer“ für die Errichtung einer Gedenkstätte auf dem Gelände der Wasserstadt (s.u.) ein.
In 3.765 Wohnungen leben 6.533 Menschen
 
1994/95 Stadtteilplatz an Stelle der ehemaligen Wendeschleife
nach Verlängerung der Linie 10 nach Ahlem, heute Margarethe-und-Max-Rüdenberg-Platz
St.Nikolai 2000
2000 Die „Conti“ wird geschlossen
Wo einst bis zu 10.000 Menschen in der Gummiverarbeitung gearbeitet haben, soll die Wasserstadt Limmer entstehen. In den kommenden 15 Jahren werden bis auf das Verwaltungsgebäude, die Riegelbauten am Stichkanal und den „Conti-Turm“ sämtliche Gebäude abgerissen.
 
2004 Limmer hat 6.018 Einwohner*innen
 
2005 Eröffnung der historischen Stadtteilausstellung in St. Nikolai
2010-13 Stichweh-Leinepark entsteht
auf dem ehemaligen Uni-Parkplatz und Stichwehareal zwischen Fösse und Wunstorfer Straße mit Büros, Gewerbe, Gastronomie und Einzelhandel.
 
2011 zieht die Polizeiinspektion West von der Gartenallee nach Limmer,
 
2012 eröffnet das Restaurant und Veranstaltungszentrum „Schwanenburg“
 
2016/19 Beginn des ersten Bauabschnitts der Wasserstadt
Anstatt anfänglich geplanter 650 Wohneinheiten sollen aufgrund der akuten Wohnungsnot in Hannover rund 2200 Wohnungen für 5000 Neubürger gebaut werden. Eine Bürgerinitiative gründet sich. 2015-2016 entsteht auf der ehemaligen „Pferdewiese“ zunächst das „Nikolai-Quartier“ des Spar- und Bauvereins, ab 2019 erste Wohnhäuser auf dem Conti-Gelände.
 
2018 Hochbahnsteig Wunstorfer Straße entsteht 
als zweiter seiner Art in Limmer. Bereits seit September 2017 haben sich die lange Jahre in Limmer gegenwertigen TW6000 der Üstra regulär von der Linie 10 verabschiedet und wurden durch TW2000 (Silberpfeile) ersetzt.
 
2019 Neubau des Fössebades als Kombi-Bad wird beschlossen 
Der Neubau des 1838 als Freibad eröffneten Bades soll wieder ein Innen- und Außenbad erhalten, nachdem das Außenbecken 2012 schloss.
 
2020/21 Neubebauung Werksgelände Conrad Engelke
An der Kesselstraße werden die Firmenneubauten der ehemaligen Dampfkesselfabrik Conrad Engelke durch neue Wohnhäuser ersetzt (Limmer-Quartier).
 
Covid19-Pandemie 
Die Pandemie hat Auswirkungen auf das öffentliche und kirchliche Gemeindeleben. Gottesdienste können zeitweise nicht stattfinden oder nur unter strengen Hygieneauflagen (u.a. Abstand halten, beschränkte anzahl an Teilnehmer*innen im Gottesdienst, Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, kein Gemeindegesang)
Quellen:
Gemeindearchiv St.Nikolai
Schweingel/Müller: Daten zur Geschichte Limmers in: 800 Jahre Limmer 1189-1989, Arbeitsgemeinschaft Limmerscher Vereine, Hannover 1989
Kruse: Limmer Hof- und Hausbesitzer 1550-1979, Eigenverlag
diverse Zeitungsartikel (Hannoversche Allgemeine Zeitung, Neue Presse …) und eigene Aufzeichnunge

Kirche Limmer aus den Augen eines Pastors

Pastor i.R. Ulrich Schweingel arbeitete in und lebte mit der ev.-
luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Limmer – Hannover als Pastor
von 1973 bis 2013.   An seine Zeit als Pastor und die Bedeutung der Seelsorge im Alltag der Gemeinde erinnert er sich in den beiden Beiträgen, die Sie hier als Auszüge zweier Aufsätze finden.